Die Bewegungen der Meeresoberfläche in einem bestimmten Bereich und zu einem bestimmten Zeitpunkt sind in der Regel komplex, da sie einerseits die Wellen der Windsee (durch den Wind verursachte Wellen), die vor Ort durch die stetige Wirkung des Windes erzeugt werden, und andererseits die durch die Ausbreitung einer oder mehrerer Komponenten der Dünung (vorher in vom beobachteten Bereich entfernten Gebieten erzeugte Wellen) aus einer oder teils verschiedenen Richtungen gebrachten Wellen vereinigen. Der Seegang (der in diesem Bereich und zu diesem Zeitpunkt aus der Kombination der Dünung und der Windsee resultiert) muss daher anhand numerischer Merkmale beschrieben werden, insbesondere durch die Wellenhöhe, und durch genaue Angaben zu seinem physikalischen Verhalten. So neigen beispielsweise zwei sich kreuzende Dünungen dazu, der Meeresoberfläche ein "wabenartiges" Aussehen zu verleihen, was die Gefahr einer Instabilität für die Schifffahrt erkennen lässt. Die Wellenhöhen wachsen mit der Windgeschwindigkeit sowie mit der Tendenz des Windes, die von ihm erzeugten Wellen innerhalb eines Tiefdruckgebietes (der Luftdruck ist niedriger als in den benachbarten Gebieten auf gleicher Höhe) zu "begleiten". |
Mit den Daten zur Stärke des Windes, seiner Wirkdauer und der Windwirklänge (die Länge der Strecke, entlang der der Wind über der See bläst, ohne die Geschwindigkeit oder Richtung merklich zu ändern) kann außerdem die vorhersehbare Entwicklung des Seegangs hinsichtlich Periode (die Zeit in Sekunden des Durchlaufs zweier aufeinanderfolgender Wellenkämme oder -täler an einem bestimmten Punkt), Wellenlänge (Länge in Metern zwischen zwei aufeinanderfolgenden Wellenkämmen oder -tälern) und Wellenhöhe ermittelt werden. Die genaue Vorhersage des Seegangs in Seegebieten und über längere Vorhersagezeiträume erfordert allerdings die Anwendung numerischer Wettervorhersagemodelle, die sich bei der Berechnung der Werte des Seegangs hauptsächlich auf die Ergebnisse der Vorhersage des Windes an der Oberfläche gründen. Solche Modelle liefern an allen Gitterpunkten über einem bestimmten Ozeangebiet die vorhergesehenen Werte der signifikanten Wellenhöhe oder H1/3 (mittlere Höhe des Drittels der höchsten Wellen) und der Wellenrichtung mit der Unterscheidung zu diesem Zweck von drei Vorhersagearten. Die Vorhersage der vor Ort erzeugten Windsee (ihre Richtung entspricht derjenigen des Lokalwindes), die Vorhersage der zum betrachteten Gitterpunkt aus einem oder mehreren anderen Erzeugungsbereichen gelangenden Dünung (die einzige oder hauptsächliche Komponente der Dünung wird in diesem Fall ebenfalls auf den Karten dargestellt) und schließlich die Vorhersage des Seegangs, die die Auswirkungen der beiden vorherigen Faktoren einbezieht. |